Mittwoch, 11. Juni 2014

[Rezension] "28 Tage lang" von David Safier

Gebundene Ausgabe: 416 Seiten
Verlag: Kindler; Auflage: 2 (14. März 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3463406403
ISBN-13: 978-3463406404















Klappentext:
Der neue Roman des Bestsellerautors David Safier - eine spannende und emotionale Geschichte über den Widerstand im Warschauer Ghetto Warschau 1943: Die sechzehnjährige Mira schmuggelt Lebensmittel, um im Warschauer Ghetto zu überleben. Als sie erfährt, dass die gesamte Ghettobevölkerung umgebracht werden soll, schließt sich Mira dem Widerstand an. Der kann der übermächtigen SS länger trotzen als vermutet. Viel länger. Ganze 28 Tage. . 28 Tage, in denen Mira Momente von Verrat, Leid und Glück erlebt. 28 Tage, in denen sie sich entscheiden muss, wem ihr Herz gehört. 28 Tage, um ein ganzes Leben zu leben. 28 Tage, um eine Legende zu werden.




Meine Meinung:
Ich bin in der Bücherei auf diesen Roman aufmerksam geworden, hauptsächlich wegen des Covers und anschließend wegen des Klappentexts, da dieser interessant klingt. Im Nachhinein ist mir natürlich auch der Autor geläufig, allerdings habe ich bislang keines seiner Bücher gelesen. Als ich dann anfing zu lesen, war ich anfangs etwas ernüchtert, da ich ein wenig gebraucht habe, um in die Geschichte hineinzufinden. Der Inhalt geht einem zwar direkt nahe, allerdings kommt anfangs nicht so recht die richtige Stimmung rüber. Erst ab etwa der zweiten Hälfte des Romans wird es fesselnder. Vom richtigen Widerstand ist der Autor anfangs ziemlich entfernt. Er geht zunächst zu sehr auf Miras Leben als Schmugglerin ein. Klar, es notwendig anfangs ein wenig Raum zum Einführen der Charaktere zu schaffen. Aber Safier lässt sich dafür einfach zu viel Zeit, zumal einige der Charaktere nicht mal bis zur Hälfte überleben. In meinen Augen hätte er sich etwas früher dem Widerstand widmen sollen, statt die Vorgeschehnisse zu erläutern.

Mit Mila hat Safier eine Hauptfigur gewählt, die man nicht auf den ersten Blick als heroischen Charakter identifiziert werden kann. Ich für meinen Teil hatte anfangs ein wenig Probleme mich so richtig in sie hineinzuversetzen, da sie meiner Meinung zunächst ziemlich sprunghaft agiert. Glücklicherweise verändert sich ihr Verhalten im Laufe des Romans ein wenig, so dass sie etwas liebenswerter erscheint.
Generell schafft es Safier die Figuren lebensnah und real erscheinen zu lassen, auch wenn es sich um fiktive Charaktere handelt. Er verpasst seinen Figuren den Wahnsinn der damaligen Zeit. Nicht alle Figuren liebt man beim Lesen, aber man kann ihr Handeln nachvollziehen.
Außerdem verleiht Safier der ganzen Geschichte mehr Glaubwürdigkeit, indem er reale Figuren des Warschauer Ghettos, wie zum Beispiel Janusz Korczak, dem Leiter eines Kinderheims, der mit seinen Kindern in den Tod ging, mit einbringt. Allerdings muss ich gestehen, dass er hier sogar noch etwas mehr hätte eingehen können, da Daniel, Miras erste und große Liebe in diesem Waisenhaus aufwächst.

Dieser Roman ist viel mehr, als die reine Wiedergabe der 28 Tage des Widerstands. Der Roman erzählt vom Mut der Juden ihrem Schicksal mit allen Mitteln und sehr viel Erfindungsgeist zu trotzen. Für Mira bedeuten diese 28 Tage Widerstand auch sich zwischen zwei Männern (bzw. Jungen) zu entscheiden: Amos, den sie beim Widerstand (bzw. kurz davor) kennenlernt und Daniel, ihrer ersten Liebe.
Der Titel gibt den Inhalt etwas unzureichend wieder, da der Roman sich nicht nur auf die 28 Tage Widerstand konzentriert, sondern erst ab etwa der Mitte damit so richtig anfängt. Allerdings würde ich dies auch nicht unbedingt nachteilig beurteilen, da Safier auch bereits am Anfang, dass unterschiedliche Verhalten der Ghettobewohner auf die Geschehnisse der Zeit wiedergibt.

Der Roman ist auch definitiv anders, als alle bisherigen von Safiers bisherigen Romane. Er kommt nicht mit viel Heiterkeit, sondern eine Menge an Tragik und Dramatik daher. In meinen Augen gibt er die damaligen Geschehnisse auch relativ wahrheitsgetreu wieder (insofern ich es beurteilen kann) und man spürt, dass dem Autor das Thema am Herzen liegt. Er (ver-)urteilt auch nicht die polnische Bevölkerung, sondern zeigt auch auf, dass sie teilweise selbst Angst vor den Reaktionen der Nazis hatten. Allerdings hatte ich auch wenig das Gefühl, dass er die Nazis nicht zu sehr verteufeln wollte, da er die Nazis zwar Schreckliches tun lässt, aber häufig mit Hilfe von Juden, die auf ihre eigene Sicherheit bedacht sind.
Allerdings muss ich gestehen, dass ich bereits bessere Romane zum Thema „Widerstand im Warschauer Ghetto“ gelesen habe, z.B. „Jakobs Mantel“ von Eva Weaver. Wer also an einer fiktiven Geschichte rund um die Geschehnisse im Warschauer Ghetto interessiert ist, dem würde ich eher Weavers Roman empfehlen.

Insgesamt betrachtet kann ich diesem Roman leider nicht mehr als 3 (von 5) Punkten geben, mit Tendenz zu 4 Punkten. Der Anfang war mir einfach nicht interessant genug und Safier kommt etwas zu spät zur Haupthandlung und handelt diese dann meiner Meinung nach zu schnell ab.



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