Sonntag, 16. März 2014

[Rezension] "All unsere Träume" von Julie Cohen

Taschenbuch: 464 Seiten
Verlag: Diana Verlag (10. Februar 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3453357590
ISBN-13: 978-3453357594
Originaltitel: Dear Thing














Klappentext:
Was wir aus Liebe tun

Claire und Ben lieben sich, doch eines fehlt zu ihrem Glück: ein Kind. Sie wollen den Traum von einer eigenen Familie schon aufgeben, da hat Bens beste Freundin Romily eine verrückte Idee. Gemeinsam schmieden sie einen folgenschweren Plan, der alles auf den Kopf stellt und lang verborgene Gefühle zutage fördert. Noch ahnen Romily und Claire nicht, dass sie bald die wichtigsten Entscheidungen ihres Lebens treffen müssen …



Meine Meinung:
Ich habe vor einer Weile bereits "In den Augen meiner Schwester" von Julie Cohen gelesen und fand den Roman gut. Als ich von der Erscheinung dieses Romans hörte, wollte ich ihn auch unbedingt lesen, wobei alleine schon der Klappentext dafür sorgt, dass man neugierig auf den Inhalt wird.
Als ich dann anfing zu lesen, habe ich doch einen kurzen Moment gebraucht, um in die Geschichte hineinzufinden, was nicht unbedingt an unsympathischen Charakteren liegt, sondern viel mehr daran, dass man sich sofort zu Beginn in die Charaktere hineinversetzen möchte, aber deren Handlungsweisen nicht immer sofort nachvollziehen kann. Dies legt sich aber sehr schnell, so dass es ein Vergnügen ist diesen Roman zu lesen.

Dieser Roman ist im Grunde eine Art Dreiecksgeschichte rund um Claire, Ben und Romily. Claire und Ben versuchen bereits seit Jahren vergeblich ein Kind zu bekommen. Selbst zu künstlicher Befruchtung haben sie schon gegriffen. Leider verliert Claire das Kind immer sehr schnell. An einem Kneipenabend schlägt Romily, die bereits seit ewigen Zeiten mit Ben befreundet ist, diesem vor das Kind für sie zu bekommen. Romily hat bereits eine siebenjährige Tochter namens Posie, die sie alleine aufzieht. Was Romily Ben verschweigt, ist die Tatsache, dass sie bereits seit ihrer Collegezeit in Ben verliebt ist.
Während Romily nun das Kind austrägt durchlebt sie eine Welle von Gefühlen, da sie sich nach einer Weile selbst nicht mehr den ehrlichen Beweggründen klar ist. Sie liebt Ben so sehr, aber ist sie auch bereit sein Kind aufzugeben und es einer anderen Frau zu übergeben? Gleichzeitig hat sie mit ihrem Leben als alleinerziehende Mutter zu kämpfen, da sie sich manchmal überfordert fühlt und sich nicht für eine gute Mutter hält. Richtig kompliziert wird es für sie als der Vater ihrer Tochter, dem sie nie etwas von dem Kind gesagt hatte, wieder auf der Bildschirmfläche erscheint.
Claire, die immer bereits als perfekte "Mutter" aufgetreten ist, indem sie sich so rührend um Posie kümmert, als wäre sie ihre eigene Tochter. Sie scheint alles in ihrem Leben zu haben außer dem, was sie sich am meisten wünscht: ein eigenes Kind. Sie überhäuft Romily während der Schwangerschaft mit guten Ratschlägen und versucht so viel wie möglich an der Schwangerschaft teilzuhaben. Dabei weiß sie nichts von deren wahren Beweggründen das Kind zu bekommen. 
Am Ende stehen für alle Beteiligte wichtige Entscheidungen an, die ihr Leben in neue Bahnen lenken können. Sie müssen sich alle ihren wahren Gefühlen stellen und feststellen, dass ihr Leben nicht das ist, was sie sich immer vorgestellt haben.

Julie Cohen ist ein wundervoller Roman, rund um das Thema "Leihmutterschaft" gelungen. Sie geht dabei sehr einfühlsam auf die einzelnen Charaktere ein. Mir gefiel es, dass die Personen sich im Laufe des Romans eine Entwicklung durchgehen, die sich sich wahrscheinlich selbst nicht vorgestellt hätten. Die einzelnen Charaktere wirken gut durchdacht und haben alle ihre Ecken und Kanten. Selbst Claire, die auf den ersten Blick nach außen perfekt erscheint, hat ihre Fehler. Einzig Romilys Tochter Posie war mir ein wenig zu erwachsen. Sie ist erst sieben Jahre alt, gibt aber ständig altkluge Antworten und weist ein Wissen auf, die kein siebenjähriges Kind haben kann. Wenn ich nicht wüsste, wie alt sie wäre, würde ich schätzen, dass sie mindestens zehn bis elf Jahre alt wäre. Erst zum Ende des Romans wird ihr Handeln und ihre Wortwahl etwas alters-entsprechender.

Insgesamt betrachtet ist der Autorin ein toller Roman gelungen, der Spaß macht zu lesen. Man kommt ins Grübeln und leidet teilweise mit den Protagonisten mit, muss aber auch an der ein oder anderen Stelle schmunzeln. Der Roman kommt, wie ich finde, zwar auf relativ leisen Sohlen daher, sorgt aber durch einen kontinuierlichen Spannungsbogen dafür, dass man nie das Interesse am Roman verliert.
Insbesondere das Ende, wo es ziemlich kracht, hat mir sehr gut gefallen. Ich fand es gut, dass alle aufgestauten Gefühle irgendwann ausbrechen, so dass die Figuren sich entscheiden müssen, was sie von ihrem Leben wollen.
Der Roman bekommt von mir nur einen leichten Abzug dafür, dass sich Posie in meinen Augen "zu alt" für ihr Alter verhält. Daher erhält er von mir 4 (von 5) Punkten.



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