Dienstag, 7. Januar 2014

[Rezension] "Pfingstrosen im September" von Camille Noe Pagan

Broschiert: 320 Seiten
Verlag: Limes Verlag (23. April 2012)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3809026026
ISBN-13: 978-3809026020
Originaltitel: The Art of Forgetting














Klappentext:
Seit der Schulzeit steht Marissa Rogers im Schatten ihrer besten Freundin, der charismatischen Balletttänzerin Julia Ferrar. Doch trotz ihrer Schüchternheit hat die intelligente junge Frau als Redakteurin eines New Yorker Hochglanzmagazins Karriere gemacht. Als Julia bei einem Unfall das Gedächtnis verliert, ändert sich das Leben der beiden Freundinnen mit einem Schlag. Gemeinsam kämpfen sie um ihre Erinnerungen und werden dabei mit einer vergessen geglaubten Geschichte konfrontiert: Einst gab eine der Frauen um ihrer Freundschaft willen ihre große Liebe auf …


Meine Meinung:
Ich muss vorweg nehmen, dass mir der Roman sehr gefallen hat. Die Autorin hat einen wundervollen Erzählstil, der es einem leicht macht sich in der Geschichte zu verlieren. Man taucht in den Roman ein und hat das Gefühl mitten im Geschehen zu sein. Pagán schreibt auf sehr einfühlsame Weise, wie eine starke Kopfverletzung, und die damit verbundenen Erinnerungslücken und Verhaltensänderungen, die Freundschaft zweier Frauen auf die Probe stellt.
Allerdings muss ich auch sagen, dass der Klappentext dem Inhalt nicht wirklich gerecht wird. In diesem Roman geht es um viel mehr, als Freundschaft, das Vergessen, die Vergangenheit und aufgegebene Träume.
Dieser Roman blickt zwar zwischendurch immer wieder in die Vergangenheit, ist jedoch mehr auf die Zukunft ausgerichtet. Der Roman erzählt viel mehr vom wahren Leben und den Zielen, die in Vergessenheit geraten sind.
Der Klappentext gibt mehr oder minder nur den Inhalt der ersten fünfzig Seiten wieder. Den wahren Inhalt entdeckt man beim Lesen und wird dabei immer wieder positiv überrascht. In diesem Roman spielt Freundschaft zwar die zentrale Rolle, aber die nimmt nur einen kleinen Teil der Geschichte ein. 

Im Mittelpunkt der Geschichte steht Marissa Rogers, erfolgreiche Redakteurin eines Diätmagazins in New York, die schon immer Minderwertigkeitskomplexe hatte. Deshalb wundert sie sich bis heute selbst über ihre Freundschaft mit Julia, die schon immer selbstbewusst war und von allen Menschen sofort geliebt wurde. Marissa wird Zeugin, als Julia mit einem Taxi zusammen stößt und dabei ein schweres Schädel-Hirn-Trauma erleidet. Nicht ist von diesem Moment mehr, so wie es erscheint. Julia leidet fortan unter Gedächtnisverlust und Verhaltensänderungen und wird von ihren Eltern zur Genesung mit nach Michigan genommen. Als Marissa beim Ausräumen von Julias Apartment entdeckt, dass diese E-Mailkontakt mit Nathan (Marissas große Liebe in Collegetagen, den sie für die Freundschaft zu Julia aufgegeben hatte) hat, wird ihre Freundschaft auf die Probe gestellt. Insbesondere, da Julia fortan versucht Marissa und Nathan wieder zusammenzubringen, obwohl Marissa bereits seit langem eine Beziehung zu einem anderen Mann führt.
Die Dreiecksgeschichte rund um Marissa, Julia und Nathan und Julias Verhaltensänderungen werden zwar immer wieder in die Geschichte mit eingeflochten, spielen aber in meinen Augen nur die Hälfte des Inhalts wieder. Der Rest nimmt die Unzufriedenheit Marissas mit sich selbst und ihrem Umfeld ein. Marissa ist schon seit langem unzufrieden mit sich selbst und ihrem Leben. In den kommenden Monaten nach Julias Unfall muss sie entdecken, dass in ihr mehr steckt, als sie je zu träumen gewagt hätte. Sie muss herausfinden, was sie vom Leben möchte und sich zwischen ihrer alten und neue Liebe entscheiden. Sie muss erkennen, dass in ihr mehr steckt, als bloß das Anhängsels Julias.

Der Autorin ist es gelungen eine Art "Chick Lit" auf hohem Niveau zu schreiben. Beim Lesen des Klappentext dachte ich zunächst, dass allem voran in diesem Roman um Freundschaft geht, wurde dann aber beim Lesen des Romans positiv überrascht, dass es um vielmehr geht. Es werden wundervoll Intrigen gesponnen, alte Wunden aufgerissen, Freundschaften gepflegt und Zukunftspläne geschmiedet.
Der Roman ist in sich wundervoll abgerundet und verläuft relativ gradlinig mit der passenden Anzahl an Spannungsspitzen, was es einem leicht macht diesen Roman zu lieben und ganz in die Geschichte einzutauchen.
Ich für meinen Teil konnte mich sehr mit Marissa identifizieren und habe mit ihr gefühlt. Wie es sich für einen Frauenroman gehört hält auch dieser Roman die gehörige Portion an "Zicken" bereit, gegen die man direkt eine Abneigung entwickelt und man sich gemeinerweise freut, wenn bei ihnen nicht alles so läuft wie erhofft.

Einzig den Titel muss ich bemängeln (bzw. das Cover dazu): Pfingstrosen haben mit dem Inhalt relativ wenig zu tun. Zwar hat Julia Pfingstrosen in der Hand, als sie mit dem Taxi zusammentrifft. Diese sind jedoch weiß. Der Originaltitel "The Art of Forgetting" wirkt da ungemein passender. Denn es geht in diesem Roman ums Vergessen, sei es nun bewusst oder unbewusst.

Dieser Roman ist definitiv wunderschön und auch auf jeden Fall auch unbedingt lesenswert. Allerdings war fehlte mir ein kleines Quäntchen, den es zu einem ausgezeichneten Roman machen würde. Ich kann nicht einmal sagen, warum. Dieser Roman bekommt von mir daher starke 4 Punkte.

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